Samstag, 23. August 2014

Mein Buchgeschmack, bestimmt durch meine Schwester

Wahrscheinlich jeder in meinem Bekanntenkreis hat mitbekommen, wie enthusiastisch ich am Donnerstag die VOX Dokumentation "Stephen King - Meister des Grauens" geschaut habe. Danach stand ich vor meinem Bücherregal -und heute vor dem bei meinen Eltern- und dachte lächelnd an all die Bücher, die meine große Schwester mir in die Hand drückte, um mich zu beschäftigen.

Als meine Eltern sich scheiden ließen und wir von Thüringen nach Bad Hersfeld gezogen sind, war ich der Inbegriff des verzogenen Kindes. Ich hab fast nur Fernsehen geschaut oder meine Eltern in den Wahnsinn getrieben. Da die Scheidung für mich tatsächlich ziemlich schlimm war, war ich auch ziemlich anhänglich und brauchte viel Zuwendung. Und diese Aufgabe blieb an meiner großen Schwester hängen, die zu dem Zeitpunkt 16 Jahre alt war und selbstverständlich besseres zu tun hatte, als ständig ihre achtjährige Schwester zu bespaßen. Und dann tat sie etwas, was -so seltsam wie es klingt- mein Leben verändert hat: Sie drückte mir ein Buch in die Hand. Ich kann mich noch ziemlich genau erinnern, dass es eine steinalte Ausgabe von "Sherlock Holmes" war, die meine Schwester bei uns auf dem Dachboden gefunden hat. Und bam! Ich war verzaubert. Seit diesem Tag habe ich alles gelesen, was mir in die Hände kam. Und ich habe schon als Kind ziemlich schnell gelesen, so dass der Vorrat in meinem Elternhaus rasch erschöpft war. Mein Papa gab mir -das war kurz vor meinem zwölften Geburtstag- ein Buch, das er zur Konfirmation bekommen und nie gelesen hatte: "Der Schatz im Silbersee". Circa 500 Seiten und für mich ein Klacks, nach drei Tagen erledigt. Und dann gab mir meine Schwester, ich muss mich unbedingt mal dafür bedanken, eine Kiste mit Büchern, ihre Worte: "Damit du mal mehr als zwei Tage beschäftigt bist." Ganz oben drauf "Stephen King - Friedhof der Kuscheltiere". Ich las also mit 12 mein erstes Buch von Stephen King und selten hat mich ein Autor so geprägt. Ich begann selbst zu schreiben und noch mehr zu lesen. Mit 14 las ich seine Autobiographie "Das Leben und das Schreiben" und kann heute noch Passagen daraus zitieren, obwohl ich es in einer Nacht vor acht Jahren gelesen hab, und das auch nur ein Mal.

Alle Bücher, die meine Schwester mir schenkte, und das sind nicht gerade wenige, haben mein Leseverhalten sehr geprägt: Stephen King zählt immer noch zu meinen Lieblingsautoren, meine Schwester schenkte mir "Harry Potter" und viele meiner Krimis, die ich heute auch alle noch habe.

Immer, wenn ich ein Buch lese, was ich schon mal gelesen habe, denke ich an meine Schwester. Manchmal schreibe ich ihr dann "Hey, ich lese grade schon wieder Buch xy, weißt du noch, wie ich es in drei Tagen durch hatte?" Und dann lacht sie und bittet mich darum, meinen Babynichten erst mit 15 Bücher von Stephen King zu kaufen.

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